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Auf die räumlichen Chancen und Risiken der Digitalisierung reagieren und mit einer Stärkung regionaler Innovationsfähigkeit verbinden

ZIEL 2

Mittlerweile werden etwa 28 % des Wirtschaftswachstums durch die Branche der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ausgelöst.

99 % der Wohnsitze in Österreich sind mit Breitbandinfrastruktur mit bis zu 10 Mbit grundversorgt, die regionalen Unterschiede sind aber sehr groß. Der Versorgungsgrad mit einer Kapazität von über 30 Mbit liegt im Durchschnitt bei 90 %, allerdings mit regionalen Schwankungen. Noch größer sind die regionalen Unterschiede bei ultraschnellen Anschlüssen mit zumindest 100 Mbit: Hier liegt der Versorgungsgrad im Durchschnitt bei 81 %. Mehr als 1000 Mbit stehen derzeit 45 % der Haushalte zur Verfügung (ÖROK-Atlas, Indikator 80; BMLRT 2021). Die Versorgung mit Breitband nimmt rasch zu, 58 % der Haushalte verfügen bereits über eine 5G-Versorgung (BMLRT 2021).

Die IKT-produzierenden Branchen und die IKT-nutzenden Branchen sind stärker in urbanen Regionen konzentriert, allerdings haben ländliche Regionen im Zeitraum 2010–2017 aufgeholt (WIFO, 2019).

Etwa 20 % der Beschäftigten arbeiten in IKT-intensiven Branchen, in höherem Ausmaß wiederum in urbanen Regionen. Die Unterschiede haben sich seit 2010 aber nicht verstärkt und es gibt auch ländliche Regionen mit hohen IKT-Beschäftigungsanteilen (WIFO 2019).

Die IKT-Nutzung hat durch die Covid-19-Pandemie sowohl bei der beruflichen als auch bei der privaten Nutzung einen Beschleunigungsschub erfahren. Arbeiten und Lernen erfolgt verstärkt im Homeoffice, Dienstreisen werden durch virtuelle Besprechungs- und Konferenzformate ersetzt, medizinische Services durch Telemedizin, Einkaufswege durch einen Einkauf online. Die Nachfrage nach Wohnflächen und Wohnungsausstattung, Büroflächen, Einkaufsflächen ändert sich ebenso wie der Bedarf nach physischer Erreichbarkeit von Diensten der Daseinsvorsorge. All das wird vielfältige und im Zusammenspiel bislang schwer abschätzbare räumliche Auswirkungen haben.

„Ich bin überzeugt, dass es in Österreich für die im ÖREK 2030 vorgeschlagenen Maßnahmen bereits viele gute Beispiele gibt. Wichtig ist, dass sie unter die Leute gebracht werden, damit die raumplanerischen Akteur:innen in den Bundesländern und Gemeinden davon profitieren können. Digitale Plattformen und soziale Medien erleichtern diesen Austausch.“

Lukas Bühlmann, Raumplaner, Rosshäusern/Schweiz

Es ist jedenfalls davon auszugehen, dass die Digitalisierung auch räumliche Strukturen beeinflussen wird. Das bedeutet, dass die Chancen und Risiken für eine nachhaltige und gerechte Raumentwicklung erkannt werden müssen, damit eine gezielte Raumpolitik formuliert werden kann.

Die Digitalisierung ist auch ein zentraler Treiber für Innovation. Österreich hat sich in der Strategie für Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Strategie) zum Ziel gesetzt, vom „Innovation Follower“ zum „Innovation Leader“ zu werden. Innovationsfähigkeit ist für einen Hochlohnstandort im globalen Standortwettbewerb ein „Grundnahrungsmittel“. Es liegt daher im Gesamtinteresse Österreichs, aber auch im Eigeninteresse der Regionen, dass Innovationspotenziale möglichst flächendeckend gehoben werden.

Das bedingt eine Öffnung und stärkere Diversifizierung regionaler Innovationsprozesse, da Innovationen am besten im Rahmen eines förderlichen und unterstützenden Umfeldes, eines „Innovations(-öko-)systems“ gedeihen. Ziel ist die „Übersetzung“ erfolgreicher Innovationen in regional und global funktionale Geschäfts- und Organisationsmodelle. Der Innovationsbegriff schließt dabei wirtschaftliche und soziale Innovationen im Sinne systemischer, organisatorischer Erneuerungen und Prozessinnovationen ebenso wie technologische Komponenten mit ein.

Die EU-Konzepte einer Smart City bzw. Smart Village beschreiben die digitale Transformation von Gemeinden/Städten und Regionen als wichtiges Element zukünftiger Eintwicklungsprozesse unter Einbeziehung gesellschaftlicher Gruppen von Akteur:innen. Regionale Innovationssysteme spielen aber auch eine wichtige Rolle im Rahmen der „smarten Spezialisierung“, also einer Entwicklung, die auf den regionalen Stärken und Potenzialen aufbaut.

Das ÖREK 2030 stellt auch einen Beitrag zur „Breitbandstrategie 2030“ des BMLRT und zur „Kreativwirtschaftsstrategie 2025“ des BMK und des BMDW dar.

Die räumlichen Auswirkungen der Digitalisierung erfassen, Chancen und Risiken einschätzen und räumliche Digitalisierungsstrategien entwickeln

Handlungsauftrag 3.2.a:

In diesem Handlungsauftrag geht es darum, den Erkenntnisgewinn über die Zusammenhänge zwischen Digitalisierung und Raumentwicklung zu vertiefen. Handlungsmöglichkeiten sollen damit ausgelotet werden, Handlungserfordernisse präzisiert sowie eine mögliche Verknüpfung mit regionalen Innovationssystemen hergestellt.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Die Fortführung der ÖREK-Partnerschaft „Räumliche Dimensionen der Digitalisierung“ prüfen.
  • Analysen der räumlichen Auswirkungen der Digitalisierung (z.B. Homeoffice, Industrie 4.0, virtuelle Kommunikation, Onlinehandel etc.) ausarbeiten: Identifizierung von Steuerungs-mechanismen und –notwendigkeiten, Versorgung von Gebieten mit digitaler Infrastruktur, Motivation und Unterstützung der Bevölkerung bei der Nutzung digitaler Angebote der Daseinsvorsorge, etc.
  • Die Einrichtungen von ÖREK-Parternschaften zu den Themen „Chancen der Digitalisierung nutzen“ und „regionale Innovationssysteme stärken“ prüfen.

Raumtypen

alle ÖREK-Raumtypen mit raumtypenspezifischer Differenzierung


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Städte, Gemeinden, Regionen, ÖROK


Instrumente

Studien, Konferenzen, ÖREK-Partnerschaft

Die digitale Infrastruktur und Dienstleistungen abseits der vom Markt gut versorgten Räume und Standorte ausbauen

Handlungsauftrag 3.2.b:

Die digitale Infrastruktur kann einen wichtigen Beitrag zur Organisation der Daseinsvorsorge in weniger dicht besiedelten Gebieten leisten. Sie stellt ein wichtiges Standortkriterium für die Ansiedlung von Betrieben dar. Die digitale Infrastruktur wird damit selbst Teil der Daseinsvorsorge. Die Sicherung einer gerechten Ausstattung und Zugänglichkeit ist damit eine öffentliche Aufgabe.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Erstellung und Veröffentlichung von Analysen zur regionalen Versorgung mit digitaler Infrastruktur (z.B. ÖROK-Atlas).
  • Grundlagen für eine faire und effiziente Ausbaustrategie der digitalen Infrastrukur entwickeln.
  • Digitale Transformationspfade im regionalen Kontext inklusive digitaler Anwendungen und damit in Zusammenhang stehenden Fragestellungen entwickeln (z.B. Datenschutz, Datenverfügbarkeit, Smartness-Kriterien).

Raumtypen

große und kleinere Stadtregionen und ländliche Verdichtungsräume, ländliche Tourismusregionen, ländliche Räume mit geringer Bevölkerungsdichte und Bevölkerungsrückgang


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Städte, Gemeinden, Regionalmanagements, Telekomunternehmen


Instrumente

Versteigerung von Mobilfunklizenzen, Förderungen für den Breitbandausbau, Organisationen zur Koordination der Ausbaumaßnahmen, ÖROK-Atlas, EU-Fonds

Regionale Innovationsstrategien und -netzwerke entwickeln

Handlungsauftrag 3.2.c:

Regionale Innovationsstrategien und -netzwerke dienen dazu, die unternehmerischen Ressourcen in der Region zu erfassen und zu vernetzen. Sie eröffnen Zugangsmöglichkeiten und Schnittstellen zu Universitäten, Fachhochschulen und Forschungsinstitutionen und entwickeln eine organisatorische Unterstützung auf der regionalen Ebene. Regionale Innovationsfähigkeit entsteht nicht oder nur selten von alleine. Es braucht unterstützende Instrumente und Methoden. Es geht darum, bisherige Erfahrungen zu verwerten und gemeinsam mit den Regionen Instrumente und Methoden zu verbessern und neu zu entwickeln.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Eine Übersicht über bestehende Unterstützungsinstrumente im Bereich der Digitalisierung und Innovationssysteme erstellen. Motivationsfaktoren und Hemmnisse der Nutzung identifizieren und darauf aufbauend die Entwicklung maßgeschneiderte Bundes- und Landesinstrumente (z.B. Förderungen) prüfen.
  • Sammlung von Best Practises durchführen.
  • Studie zu generellen Aspekten für regionale Innovationsstrategien und –netzwerke unter Nutzung der Möglichkeiten der Digitalisierung ausarbeiten.
  • Analysen zum Verständnis des Ökosystems der Innovation, der Ausbreitung von Innovation unter den rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen zur Stärkung von regionalen Innovationskapazitäten ausarbeiten. Methoden und Instrumente zur besseren Messung und Quantifizierung von Innovation und regionaler Innovationspotenziale aufbereiten, gute Beispiele sammeln und Wissensaustausch vor allem im Rahmen des Mehrebenensystems unterstützen.
  • Die Einrichtungen von ÖREK-Parternschaften zu den Themen „Chancen der Digitalisierung nutzen“ und „Regionale Innovationssysteme stärken“ prüfen.
  • Die Umsetzung von Pilotprojekten oder von Modellregionen zum Thema „Regionale Innovationssysteme“ in Abstimmung mit den Ländern, und eingebettet in bestehende rechtliche und organisatorische Strukturen auf der (stadt-)regionalen Ebene prüfen.

Raumtypen

alle Raumtypen mit raumtypenspezifischer Differenzierung


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Regionen, Städte, Wirtschaftskammer, Unternehmen, Universitäten und Fachhochschulen, ÖROK


Instrumente

IWB/EFRE, LEADER, Bundes- und Landesförderungen