Die ÖREK 2030-Young Experts
Was braucht es für uns?
Ein besonders Augenmerkt bei der Erstellung des ÖREK 2030 lag auf der Einbeziehung einer Gruppe „junger Expert:innen“ mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen, den Young-Experts des ÖREK 2030. Für eine zukunftsweisende Raumplanung in Österreich ist es von wesentlicher Bedeutung, auch die Perspektive der nächsten Generationen einzubinden.
Was braucht es für uns Young Experts?
Wir Young Experts sind überzeugt: Das ÖREK 2030 wird uns in eine positive Zukunft begleiten. Es folgt der Philosophie „Raum für Wandel“ und ist auf die nächsten zehn Jahre ausgerichtet. Die Wirkungen können und sollen weit darüber hinaus reichen. Für eine zukunftsgerichtete Raumentwicklung braucht es daher sowohl einen langfristigen Rahmen als auch unmittelbare Umsetzungsmaßnahmen. Welche Aspekte unserer Ansicht nach besonders dringlich sind und deshalb zuerst angepackt werden sollten, haben wir anhand von sechs Schwerpunkten zusammengefasst.
Gemeinsam handeln macht uns stärker
Interkommunale und regionale Zusammenarbeit möglich machen und bestärken
Gemeindeübergreifende Zusammenarbeit bringt Vorteile für alle Gemeinden, unabhängig der Größe und der Struktur. Sie hilft über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, schont Ressourcen, bündelt lokales Wissen und bildet eine Basis für zukünftige Herausforderungen. Dafür braucht es eine Kooperationskultur, die sich auf ein geteiltes Problembewusstsein stützt, in der gemeinsame Projekte entwickelt und Lösungen gefunden werden.
Für uns braucht es:
gezielte, gemeinsame Entwicklungsstrategien und die Bündelung kommunaler Dienstleistungen mit
- gemeinsamer Wirtschaftsentwicklung (z.B. Gewerbegebiete),
- gemeinsamer Siedlungsentwicklung,
- gemeinsamer Entwicklung hinsichtlich Verkehr und
- gemeinsamer Freiraumentwicklung;
die Nutzung von verbindlichen sowie informellen Instrumenten;
österreichweit die Etablierung von Regionalmanagements;
eine Zusammenarbeit zur Klimawandelanpassung und -bekämpfung.
In der Region, für die Region
Regionale Kreislaufwirtschaft entwickeln und stärken
Die Förderung und der Aufbau regionaler Kreislaufwirtschaften stärkt die Widerstandsfähigkeit und Eigenständigkeit der Regionen. Durch stärkeres Bewusstsein für die Region werden lokale Ressourcen gezielt eingesetzt, lange Transportwege vermieden, Arbeitsplätze gewährleistet, Wertschöpfung vor Ort generiert und der Bezug zwischen Produkt und Konsument:in hergestellt.
Für uns braucht es:
- Schaffung von Anreizen, Förderungen und Strukturen, zur Etablierung von regionalen Kreislaufwirtschaften;
- Ermittlung und Festigung von regionalen Potenzialen und Möglichkeiten;
- Schaffung von Modellregionen und Pilotprojekten, um Erfahrungen zu generieren;
- Förderung von Wissensaustausch in der Region.
Regionale Zentren für alle
Abgestimmte polyzentrische Strukturen etablieren
Regionale Zentren erlauben es, die Funktionen von großen Städten aufzuteilen und Infrastruktur, Arbeitsplätze, Nahversorgung, sowie Freizeitangebote je nach Region zu bündeln. So lassen sich charakteristische Zentren des Zusammenlebens entwickeln, die den regionalen Zusammenhalt stärken und die Versorgung im ländlichen Raum sicherstellen.
Für uns braucht es:
attraktive regionale Zentren durch
- Daseinsvorsorge,
- leistbaren Wohnraum,
- ein vielfältiges Arbeitsplatzangebot und
- Digitalisierung;
die Erarbeitung von überregionalen (auch bundesländerübergreifenden und grenzüberschreitenden) Entwicklungskonzepten;
regionale Zentren als Standorte wissensbasierter Dienstleistungen;
die Erhöhung der Erreichbarkeit von regionalen Zentren;
kompakte Siedlungsstrukturen, um Zersiedelung zu vermeiden.
Gehen wir den Wandel an
Die Klimakrise und Energiewende ernst nehmen
Die Klimakrise stellt die größte Herausforderung unserer Zeit dar. Eine klimagerechte Raumordnung nimmt hier eine zentrale Rolle ein und trägt zur Klima- und Energiewende sowie zur Klimawandelanpassung bei. Durch den sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen bewahren wir nicht nur unsere Lebensgrundlage. Er trägt auch dazu bei, natürliche Systeme zu erhalten und die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zukünftiger Generationen zu begünstigen. Die Handlungen der nächsten Jahre sind richtungsweisend.
Für uns braucht es:
- unverzügliche Ausrichtung aller raumplanerischen Tätigkeiten auf die internationalen Klimaziele;
- einen verpflichtenden Klimacheck aller Strategien und Entwicklungskonzepte;
- eine rasche Absenkung der Flächeninanspruchnahme auf höchstens 2,5 Hektar/Tag;
- eine Sicherung von vernetzten Grün- und Freiflächen;
- die Priorisierung von Innenentwicklung vor Außenentwicklung;
- die Nutzung der Potentiale der Klima- und Energiewende;
- die Wahrnehmung der Verantwortung für lokale und globale Klimagerechtigkeit.
Vertrauen ist gut, klare Vorgaben sind besser
Stärkung übergeordneter Planungsebenen (als Kontrollinstanz)
Aktuelle räumliche Herausforderungen reichen über administrative Grenzen hinweg. Demgegenüber stehen bei konkreten Entscheidungen dennoch oft lokale Interessen und Auswirkungen im Vordergrund. Um eine ressourcenschonende Entwicklung in ganz Österreich zu ermöglichen, sind übergeordnete und rechtlich bindende Rahmenbedingungen notwendig. Durch die Stärkung höherer Ebenen kann private Einflussnahme sowie der politische Entscheidungsdruck reduziert und die Planungsqualität langfristig erhöht werden.
Für uns braucht es:
- ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit auf allen Ebenen;
- die Prüfung der Raumwirksamkeit in rechtlichen Grundlagen (auch sektorübergreifend);
- eine Harmonisierung der Raumordnungsgesetze (Best-of ROG!);
- mehr Unterstützung und Kontrolle durch übergeordnete Ebenen (Bund und Länder);
- mutige und vor allem verpflichtende bodenpolitische Instrumente und Maßnahmen (inkl. Monitoring und Sanktionen);
- die rechtliche Verpflichtung zur regionalen Abstimmung im Bereich der Flächennutzung (Einrichtung einer formalen Koordinationsstelle).
Digitale Chancengleichheit herstellen
Den digitalen Wandel formen und die Möglichkeiten nutzen
Die Digitalisierung bringt sowohl Chancen als auch Risiken. Es liegt in unserer Hand, die positiven Effekte zu nutzen und etwaige Risiken im Vorhinein abzumildern. Besonders ländliche Gemeinden und Kleinstädte können durch die abnehmende Bedeutung räumlicher Distanzen der Abwanderung entgegenwirken. Durch flexiblere Lösungen, etwa in der Mobilität oder in der Arbeitswelt, kann die Lebensqualität in Gemeinden und Regionen gesteigert werden.
Für uns braucht es:
- eine Eindämmung des Ressourcenverbrauches mithilfe digitaler Technologien;
- Strategien, wie mit der Digitalisierung räumliche Distanzen überwunden werden können (z.B. durch neue Arbeitsformen, Online-Handel, Automatisierung der Mobilität);
- einen konkreten Plan, um Fachkräfte durch die Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten vor Ort in den ländlichen Raum zurückzuholen;
- die Förderung von Multimodalität durch digitale Vernetzung;
- den verstärkten Einsatz von Umweltmonitoring durch Sensorik und Datensammlung;
- ein integriertes E-Government für ganz Österreich;
- regional differenzierte Evaluierungen aller Chancen und Risiken der Digitalisierung (z.B. als fester Bestandteil in allen Strategien/Konzepten/Entwicklungsprogrammen);
- die Verfügbarkeit von vorhandenen Daten für die Planung.
Das ÖREK 2030 lebt von der Umsetzung. Unser Appell richtet sich daher an die politischen Verantwortlichen und an alle Personen, die sich mit der Raumentwicklung Österreichs beschäftigen: Wir haben viel, worauf wir aufbauen können. Gleichzeitig brauchen wir auch Raum für Neues, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.
Lasst uns gemeinsam mutig sein – gehen wir es an!
Die Young Experts des ÖREK 2030:
Luca Braun, Pedram Dersch, Flora Fessler, Nadine Hamader, Isabel Heiß, Melanie Helm, Florian Jäger, Martin Kubli, Finn Laurien, Verena Manhart, Silva Maringele, Laurin Mayer, Lena Rücker, Julia Schlacher, Iva Shokoska, Ulrike Stroissnig, Laura Tamandl, Matthias Tischler