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Die regionale Daseinsvorsorge und polyzentrische Strukturen zukunftsorientiert weiterentwickeln

ZIEL 2

Dieses Ziel greift das Zusammenspiel von regionaler Daseinsvorsorge und polyzentrischen Strukturen auf. Wesentlich ist die Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen der Daseinsvorsorge (z.B. Geschäfte, Schulen und Bildungseinrichtungen, Kultur- und Erholungseinrichtungen, Verwaltungseinrichtungen etc). Es geht aber auch um deren Erreichbarkeit sowie gerechte bzw. standortadäquate Verteilung im Raum.

In diesen Bereichen wirken ebenfalls gesellschaftliche und technologische Transformationsprozesse, die aktives Handeln erfordern. Mit der Digitalisierung und dem technologischen Wandel eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten und Chancen für eine digitale Daseinsvorsorge, mit physisch unabhängiger Zugänglichkeit: „E-Health“, „E-Medication“, „E-Learning“, „E-Government“, „E-Services“ etc.
Das ÖREK 2030 schlägt einen proaktiven, offenen und zukunftsorientierten Zugang auf allen Ebenen (Bund – Länder – Regionen – Gemeinden) vor. Vor dem Hintergrund des sozialen Zusammenhalts und des Grundsatzes der räumlichen Gerechtigkeit wird die Bedeutung einer räumlich gerechten Verteilung z.B. der Breitbanderschließung hervorgehoben. Das ÖREK 2030 unterstreicht aber auch die hohe Bedeutung der gesellschaftlichen Anschlussfähigkeit, das heißt das Wissen über Angebote, die Kenntnisse zur Nutzung.

Durch den gesellschaftlichen Wandel werden die Anforderungen an die Daseinsvorsorge vielfältiger und höher. Das betrifft z.B. die Bereiche Gesundheit, Bildung, Verwaltung, Kultur etc. Durch die Digitalisierung sind diese Dienste aber auch in höherem Maß ortsungebunden verfügbar. Der technologische Wandel ermöglicht damit viele Chancen. Trotzdem ist eine zukunftsorientierte, bedarfsgerechte und standortadäquate Daseinsvorsorge physisch und vor Ort weiterhin ein wesentlicher Baustein für die Resilienz von Regionen. Sie ist auch ein Garant für Lebensqualität und Versorgungsqualität für die Bewohner:innen.

Polyzentrische Strukturen unterstützen eine hohe Versorgungsqualität in den Regionen. Das meint die standortadäquate Verteilung von Gütern und Dienstleistungen der Daseinsvorsorge über ein Netz von Zentren unterschiedlicher Größe (internationale Zentren, Mittel- und Kleinzentren). Damit soll eine möglichst wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung für all jene Bereiche gesichert werden, die auch in Zukunft „physisch“ notwendig sind. Klein- und Mittelzentren übernehmen wesentliche Funktionen von „Ankerpunkten“ in der lokalen und regionalen Versorgung. Internationale bzw. überregionale Zentren leisten das für die internationale bzw. überregionale Einbindung und Vernetzung. Vor dem Hintergrund der Klimaziele ist die klimaverträgliche Erreichbarkeit dieser Zentren besonders wichtig.

Dieses Ziel wendet sich daher den Fragen der räumlichen Verteilung einer zukunftsorientierten Daseinsvorsorge, der Erreichbarkeit dieser Einrichtungen vor dem Hintergrund der Klimaziele sowie geeigneter polyzentrischer Strukturen zur Unterstützung einer gerechten räumlichen Verteilung von Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu.

„Regionale Zentren erlauben es die Funktionen von großen Städten aufzuteilen und Infrastruktur, Arbeitsplätze, Nahversorgung, sowie Freizeitangebote je nach Region zu bündeln. So lassen sich charakteristische Zentren des Zusammenlebens entwickeln, die den regionalen Zusammenhalt stärken und die Versorgung im ländlichen Raum sicherstellen,“

Die Young-Experts der ÖREK 2030

Generell sind in diesem Bereich auch arbeitsmarkt- und bildungspolitische Maßnahmen von hoher Bedeutung. So sie durch die Raumordnung und Raumentwicklung adressiert werden können, werden sie insbesondere in Säule 3 „Wirtschaftsräume und -systeme klimaverträglich sowie nachhaltig entwickeln“ angesprochen.

Die Erreichbarkeit von Zentren im Umweltverbund verbessern

Handlungsauftrag 2.2.a:

Die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge ist wesentlich, um sie in Anspruch nehmen zu können. Dienste der Daseinsvorsorge müssen auch mit Mitteln des Umweltverbundes (öffentlicher Verkehr, Fahrrad, Fußverkehr, Car- oder Bike-Sharing etc.) erreichbar sein. Das bezieht sich sowohl auf überregionale als auch regionale Zentren.
Dort wo es Verbesserungsbedarf gibt, muss dieser in den nächsten Jahren vor dem Hintergrund der Klimaziele forciert umgesetzt werden. Das betrifft z.B. Bahn- oder Busverbindungen, gemeindeübergreifende Radwege, den Ausbau von Sharing-Diensten etc.

Raumtypen

Kleinere Stadtregionen und regionale Verdichtungs- und Achsenräume entlang hochrangiger Verkehrsinfrastruktur, ländlicher Tourismusregionen, ländlicher Räume mit geringer Bevölkerungsdichte und Bevölkerungsrückgang


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Regionen, Städte, Gemeinden, Stadtregionen, Verkehrsverbünde, ÖROK


Instrumente

Erreichbarkeitsmodell,Entwicklungsplanung (z.B. Landesentwicklungskonzepte, Regionalplanung, Sachprogramme), Planungstools, Finanzierungsinstrumente, ÖREK-Partnerschaft

Die Weiterentwicklung und Stärkung polyzentrischer Strukturen vor dem Hintergrund der Klimaziele als wesentliches Ziel der Planung vorantreiben

Handlungsauftrag 2.2.b:

In polyzentrische Strukturen sind Güter und Dienstleistungen der Daseinsvorsorge standortadäquat und bedarfsgerecht im Raum verteilt. Nachvollziehbare planerische Überlegungen stellen diese Strukturen sicher. Das Konzept der Polyzentralität soll vertiefend betrachtet und weiterentwickelt bzw. angepasst werden, um die Klimaziele und die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Studie zu „Zentralität und Raumentwicklung in Österreich“ aktualisieren, um „Polyzentralität“ sowie Ergebnisse aus ÖROK-Erreichbarkeitserhebung und Güteklassenmodell des öffentlichen Verkehrs ergänzen.

Raumtypen

alle ÖREK-Raumtypen differenziert betrachten, besonderes Augenmerk auf ländliche Tourismusregionen und ländliche Räume mit geringer Bevölkerungsdichte und Bevölkerungsrückgang legen.


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Regionen, Städte, Gemeinden, ÖROK


Instrumente

Daten, Planungstools, Erreichbarkeitsmodell, Studien, Zentrale-Orte-Konzepte, Entwicklungsplanung (z.B. Landesentwicklungskonzepte, Regionalplanung, Sachprogramme), formelle Instrumente der örtlichen Raumordnung

Die Bedarfe einer zukunftsorientierten Daseinsvorsorge erheben, Veränderungs- und Anpassungsbedarf aus räumlicher Sicht aufzeigen

Handlungsauftrag 2.2.c:

Durch den gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Wandel ändern sich die Bedarfe, aber auch die Möglichkeiten einer zukunftsorientierten Daseinsvorsorge.
Es braucht belastbare österreichweite Datengrundlagen, um evidenzbasiert konkrete Veränderungs- bzw. Anpassungsstrategien ableiten zu können.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Österreichweite Evidenzen und Datengrundlagen zur Daseinsvorsorge aufbereiten und publizieren: u.a. gesetzlichen Grundlagen, Finanzierung und Kompetenzen.
  • Einrichtung einer ÖREK-Partnerschaft zum Thema „Zukunftsorientierte Daseinsvorsorge“ prüfen.

Raumtypen

alle ÖREK-Raumtypen mit raumtypenspezifischer Differenzierung


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Regionen, Städte, Gemeinden, ÖROK, Arbeiterkammer, Einrichtungen der Daseinsvorsorge, Wissenschaft, Vereine inkl. Freiwilligenorganisationen


Instrumente

Datengrundlagen- und Evaluierungsmodelle, Studien, Analyse- und Planungstools, Pilotprojekte, ÖROK-Atlas, Landes- und Regionalentwicklungsprogramme, Sachraumordnungsprogramme, Verkehrserregerabgaben, Anpassung von Förderungen etc.

(Mindest-)Standards bzw. Grundsätze der Daseinsvorsorge definieren, Maßnahmen zur Anpassung prüfen und allenfalls umsetzen

Handlungsauftrag 2.2.d:

Durch die aktuellen gesellschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Transformationsprozesse werden die Anforderungen an die Daseinsvorsorge in den nächsten Jahren für alle Gebietskörperschaften steigen. Gemeinsame Standards bzw. Grundsätze der (regionalen) Daseinsvorsorge auf Basis einer österreichweiten Datengrundlage ermöglichen eine zukunftsorientierte, innovative und transparente Weiterentwicklung des Angebots. Auf Basis gemeinsamer Standards können in einem weiteren Schritt konkrete Anpassungsmaßnahmen zwischen den Gebietskörperschaften vereinbart und umgesetzt werden.

Mögliche ÖROK-Arbeitsformate und Maßnahmen:

  • Österreichweites Daten-/Berechnungsmodell für Mindeststandards bzw. Grundsätze erarbeiten und publizieren (ÖROK-Atlas). Dabei Erreichbarkeiten, Verkehrsbedarfe und THG-Emissionen systematisch berücksichtigen.
  • Einrichtung einer ÖREK-Partnerschaft zum Thema „Zukunftsorientierte Daseinsvorsorge“ prüfen.
  • Gegebenenfalls ÖROK-Empfehlung zu (Mindest-)Standards der Daseinsvorsorge ausarbeiten.

Raumtypen

alle ÖREK-Raumtypen mit raumtypenspezifischer Differenzierung


Relevante Systeme von Akteur:innen

Bund, Länder, Regionen, Städte, Gemeinden, ÖROK, Einrichtungen der Daseinsvorsorge, Wissenschaft, Vereine inkl. Freiwilligenorganisationen


Instrumente

(österreichweite)Datengrundlagen /-modelle, Analyse- und Planungstools, Richtlinien, gesetzliche Grundlagen (Materiengesetze, Finanzausgleich, Raumordnungsgesetze etc.), Finanzierungsinstrumente, Entwicklungsplanung (z.B. Landesentwicklungskonzepte, Regionalplanung, Sachprogramme), ÖROK-Empfehlung, ÖROK-Atlas